Erfurter Funkamateure von DK0ERF QRV von den Aland Inseln, als OH0ERF

Es ist leider schon vorbei - Eine Geschichte über OH0ERF von DL1TAM

Vorwort:

Vorweg eine kleine Info an alle, die diesen Bericht lesen werden bzw. mit uns gefunkt haben.

Wir sind zwar Funkamateure mit Spaß am Funken und am Pile-up-managen aber keine Vollblutprofis mit riesen Contest- oder DXpeditionserfahrung.

Für uns stand bei dieser Aktion der Spaß am Funken und die Beschäftigung mit der Technik im Vordergrund. Mit Begeisterung, aufbauen, funken, gut Essen und Trinken und vor allem lachen und miteinander Spaß haben und natürlich kleine und mittlere Pile-ups generieren und abarbeiten, was aus unserer Sicht ganz gut geklappt hat.

Nach unserer Reise 2023 nach Morokulien hatten wir beschlossen, es muss weiter gehen, und zwar im nächsten Jahr. Leider hat das aus verschiedenen Gründen nicht so funktioniert, sodass es doch erst 2025 wurde. Geplant war ca. eine gute Woche, vom 20. - 28. Mai 2025. incl. An- und Abreise.

Ende 2024 begannen wir mit der Planung. Nach etwas Recherche von Timm (DG0OCG) und Herbert (DL5AXI) haben wir recht flott entschieden, dass es nach OH0, auf die Aland Inseln gehen soll. Ich bin selbst kein erfahrener Reisender. Also habe ich wieder JA gesagt, wie bei unserer Morokulien Expedition. Hinterher musste ich feststellen: „Gute Entscheidung“.

OK, eine solche Aktion als Expedition zu bezeichnen ist vielleicht auch etwas weit hergeholt. Trotzdem sind wir stolz, dass unser kleiner OV X09, immer wieder ein paar OMs für so eine gemeinsame Aktion begeistern kann.

Und somit hat dann unsere Geschichte schon begonnen.

Bis Mitte April waren noch 6 OMs für die Reise eingeplant. Tom (DL5ARI) konnte leider aus familiären Gründen nicht mitfahren und so hatten wir unseren ersten Telegraphisten schon vor der Abfahrt verloren. Für Tom’s Entscheidung nicht mitzufahren, hatten wir (gezwungenermaßen) volles Verständnis. Obwohl der Verlust seiner CW-Fähigkeit für uns sehr schmerzhaft war. Herbert (DL5AXI) kann zwar CW recht gut – aber er zittert noch im Pile-up...er wird weiter üben und beim nächsten mal werden wir auch viel mehr CW machen. Die Vorbereitungen für 2026 laufen bereits.

Nach der Festlegung, dass es auf die Aland Inseln gehen sollte, begann die eigentliche Organisation.  Als erstes musste ein eigenes Callsign bei der finnischen Traficom (das finnische Pendant zur BNetzA) beantragt werden, weil wir nicht als OH0/DK0ERF funken wollten. Das fanden unsere CW-Profis umständlich zu geben. Timm übernahm die Beantragung und die Kommunikation mit der Traficom. Mitte Januar erhielten wir dann unser Wunschrufzeichen OH0ERF. Parallel zu der Beantragung des Rufzeichens kümmerte sich Timm auch noch um die Planung der An- und Abreise sowie um unser Quartier. Bei der Wahl der Route sollte die Reisezeit so kurz wie nur möglich sein. Denn schließlich wollten wir nicht stundenlang mit Fähren unterwegs sein. Die Zeitplanung mit den verschiedenen Fähren und dann noch die Fahrzeit in Schweden nach Norden war doch herausfordernder, als Timm sich das am Anfang vorstellte. Aber am Ende stand die Route via Rostock – Trelleborg und dann Grisslehamn – Eckerö fest. Der Vorteil an der kurzen Fähre von Schweden auf die Aland Inseln – man kann von der Fähre mal kurz nach OJ0 Merket Reef rüber schauen (und ein wenig träumen).

Für unser Quartier hatten wir uns das Degersand Resort ausgesucht. Von der Fähre war es nur 15 Minuten Fahrzeit entfernt. Das Degersand Resort in JP90TD hat mehrere Ferienhütten und auch Stellplätze für Zelt und Caravan unmittelbar an einem wunderschönen Sandstrand an der Ostsee. Neben einer Sauna gibt es im Resort noch ein tolles Restaurant.

Es war noch Vorsaison und so war noch nicht alles ganztägig in Betrieb. Wir hatten irgendwie keine Lust auf Dosenravioli. So machten wir mit dem Restaurantbetreiber einen Deal. Alle essen das gleiche und wir lassen uns überraschen, was uns serviert wird. So bekamen wir jeden Abend im Restaurant ein wirklich phantastisches Abendessen.

Für uns 5 reichten 2 Hütten, weil Timm sowieso im Sprinter schlafen wollte.

Für die geplanten Stationen haben wir unser vorhandenes Material zusammengestellt. Ich wollte gern Technik aus meinem Bestand und ein paar neu erworbene Sachen für alle Stationen aufbauen und etwas wie als Stationstechniker fungieren. Das hat den Vorteil, dass die technische Planung in einer Hand bleibt und wir am Ende nicht bei 5 OM’s das Zeug zusammensuchen müssen. Trotzdem hat jeder auch noch Technik mitgebracht, da wir ebenfalls noch Redundanz eingeplant hatten.

Folgenden Aufbau hatten wir beschlossen:
Timm arbeitet ab 6m aufwärts auf 6m, 4m, 2m und 70cm in einer abgesetzten Station in seinem Sprinter.
Alle anderen OM’s sind auf 40, 20, 15 und 10m  sowie auf QO100 QRV.
Wie die Technik aufgebaut werden sollte, war bis zu der Ankunft unklar, da wir von der Örtlichkeit keinen Überblick hatten.

Geplante Technik HF:
Icom IC-7300, Yaesu FTDX-10+Endstufe ACOM 700 und ACOM 04AT Tuner, 20-15-10m Deltaloop vertical, Vertical für 40m,  Minibeam für 20,15 und 10m für FT8, sowie QO100 Eigenbau-Station mit Pluto, Helix und 1m Spiegel,

Geplante Technik VHF / UHF:
Icom IC-9700, Icom IC-7300,  10 / 22 El. Dualband Yagi für 2m / 70cm, 4 / 5 El. Dualband Yagi für 6m / 4m, sowie  viele Drähte ca. 250 m Koaxkabel, Adapter, Messtechnik, Netzteile, Analyzer, 2 Bierfässer (inkl. Kühler) sowie jede Menge Verpflegung. Die Nächte waren kalt genug, mit teils Reif am Morgen, sodass der Kühler nicht nötig war.

 

Am 20.05.2025 gegen 14 Uhr war Start für die erste Etappe nach Rostock.

In meinem Vito hatte ich den Yaesu FTDX-10 an einer ATAS-120 eingebaut, damit Herbert auf 20 m Mobilbetrieb machen konnte. Herbert wickelte bereits auf der ersten Etappe einige QSO in SSB ab. Sofern es der Straßenzustand zuließ, gelangen auch ein paar QSO in CW. Ansonsten war in beiden Autos die übliche 2 m / 70 cm Mobilfunktechnik zur Kommunikation zwischen den Fahrzeugen eingebaut. Da wir einen Zeitpuffer für eventuelle Staus auf der Strecke eingebaut hatten, waren wir rechtzeitig in Rostock im Fährhafen angekommen. Die Zeit nutzten wir, um uns nach der ersten Etappe ordentlich die Beine zu vertreten. Nach dem Boarding auf die Fähre sind wir auf einen kleinen Absacker noch in der Bar gewesen. Anschließend ging es dann in die Kabine zum Schlafen. Nach einer wenig erholsamen Nacht kamen wir im Sonnenaufgang endlich in Trelleborg an. Die größte Fahretappe durch Schweden konnte beginnen. In Schweden fährt man ganz anders als in Deutschland – viel ruhiger und entspannter. Komischerweise wird die Geschwindigkeit auch gefahren, die auf den Verkehrsschildern steht – keiner drängelt, keiner überholt riskant, ...ganz stark gewöhnungsbedürftig... ;) 


Herbert auf Kurzwelle im CW

Nach ca. 750km und einige Zimtschnecken später erreichten wir Grisslehamn. Von hier aus sollte uns die zweite Fähre nach Eckerö bringen. Obwohl jeder schon gefühlt 10kg Verpflegung gebunkert hatte, wurde natürlich an jeder Raststätte noch was dazu gekauft, immer im Zweifel ob das jetzt auch reicht.

Die Zeit bis zur Abfahrt in Eckerö verkürzten wir uns in einer netten kleinen Kneipe in Hafennähe.

 

Nach 2 Stunden Fährzeit trafen wir endlich auf den Aland Inseln ein und nach einer 15-minütigen Nachtfahrt standen wir gegen Mitternacht an unseren gebuchten Hütten im Degersand Resort.
Die Hütten sind wirklich top ausgestattet. Es sind 4 Betten sowie eine Küchenzeile in jeder Hütte eingebaut – also ausreichend für eine 4-köpfige Familie im Sommerurlaub oder jeweils 2 Funker pro Hütte, plus Technik. Nach einer kurzen Aufteilung, wer welche Hütte belegt, sind wir sofort ins Bett gegangen, denn der nächste Morgen brachte beim Aufbau der Stationen eine Menge Arbeit.

Nach einigen Diskussionen und Besichtigungen haben wir beschlossen bei den beiden Hütten alles direkt aufzubauen. Leider sind um die Hütten herum sehr viele schöne große Bäume, so dass Timm mit seinem Sprinter und der UKW-Technik an einem anderen Standort aufbauen musste. Da wir in der Vorsaison auf den Aland Inseln waren, konnte dieser Standort schnell und unproblematisch mit Pätri, dem Manager vom Degersand Resort, gefunden werden. Direkt zwischen den Bäumen neben unseren Hütten wäre das für Timm aussichtslos gewesen. An dem neuen Standort konnte Timm wenigstens ohne störende Bäume arbeiten.


Aufbau Station 1
Nach einem kurzen Besuch im Baumarkt wegen fehlende Dichtungen war die „Zapfanlage OH0BIER“ die erste Station, die Betriebsbereitschaft meldete, Hi  – danke an Dirk (DO6KD).



Aufbau Station 2


Timm ist schon beim Fuchsjagd

Die Deltaloop von Teltad aus Polen war die Hauptantenne für die Bänder 20, 15, 10m. Funktechnisch war die Deltaloop für uns komplett neu und wir wollten sie einfach unter den DXpeditionsbedingungen testen. Der Aufbau vor Ort war relativ einfach für 2 Leute zu bewerkstelligen. Die Loop von ca. 7m Breite und 7m Höhe hatten wir auf einen 13 m Mast montiert. Mit einem Grundrauschen von S 1 auf den 3 Bändern konnten wir auch im SSB-Betrieb bei einem S 3 Signal ruhigen Gewissens eine R 5 vergeben.

Unsere zweite HF-Station wurde in der nebenan stehenden 2. Hütte aufgebaut. Leider war der Abstand etwas zu gering, aber es ging halt einfach nicht anders. Der hier verwendete 3-Band-Beam war für den Betrieb auf 14 MHz und 21 MHz vorwiegend in FT 8 bestimmt. Mit Bandpässen für 21 MHz und 14 MHz haben wir trotz der Nähe zur anderen Kurzwellenstation eine absolut nutzbare Lage erreicht von der wir, selbst überrascht waren. Hier konnten sich dann Steffen (DL1STL) und Dirk (DO6KD) mit FT8 austoben.

Die QO100 Station wurde auf der Terrasse neben der Delta - Loop aufgebaut. Dort war die einzige Stelle, wo wir zwischen Baumkronen, Bewuchs und Hütten Richtung QO100 eine Lücke gefunden hatten. Eine einzelne Kiefer war zwar noch etwas in der Abstrahlrichtung, aber mit nur 2-3 dB Verlust konnten wir sehr gut leben.

 

Zu guter Letzt bauten wir für das 40m-Band noch eine Vertikalantenne auf. Nachts lief darüber mit kleiner Sendeleistung der FT8 Betrieb. Auch hier war die Nähe zu den umstehenden Bäumen nicht ideal, so dass ein SSB-Betrieb hier aussichtslos war. Ebenfalls wirkte sich die Nähe der Antenne zu unseren Hütten auch nicht positiv auf das QRM aus. Alle Elektrogeräte und die Schranke des Campingplatzes waren wunderbar zu hören.

Herbert (DL5AXI) und ich (DL1TAM) haben auf 20m meistens QSO in SSB geführt. Gefühlt hat Herbert 70 % der SSB QSO abgewickelt. In den Pausen zur Stimmenerholung machten wir Betrieb in FT8.

Auf den VHF / UHF Bändern war Timm in DIGI-Betriebsarten auf 6m, 4m, 2m und 70cm aktiv. Dabei nutzte er sowohl SporadicE Öffnungen als auch per Sked verabredete Verbindungen via Meteorscatter. Sein Highlight war eine Verbindung auf 6 m nach Brasilien.

Am zweiten Betriebstag hatte Herbert die QO100 Station so richtig zum Glühen gebracht - Pile-up ohne Ende. Aufgrund der im Vergleich zur Kurzwelle geringen Stationsanzahl nahm das Interesse jedoch dann in den nächsten Tagen deutlich ab, sodass man nur noch ins Leere gerufen hat.

Am 27.05.2025 beendeten wir mit DL1OKB und insgesamt weiteren 5002 QSO’s unsere kleine DXpedition auf die Aland Inseln mit dem Call OH0ERF. Highlights sind sicherlich die Interkontinentalverbindungen nach Neuseeland, Australien und  Amerika. Aber auch ein QSO mit  einem OM-Fahrradmobil landete im Log. Teilweise war OH0ERF das Top Current Hot Callsign bei QRZ.com, was uns mit besonderem Stolz erfüllt hat. Unser Dank gilt allen YLs/OMs die mit uns funkten und die Geduld aufbrachten, bis sie im Pile-up an der Reihe waren! Insgesamt war die DXpedition für uns ein voller Erfolg. Wir hatten eine Menge Spaß beim gemeinsamen Aufbauen, Funken und Quatschen. Zu guter Letzt stellt sich nach so einer Aktion die Frage, wohin geht es als nächstes? Große Weltreisen, nur um zu funken, werden wir als OV X09 nicht machen. Wir denken darüber nach, die Aland Inseln erneut zu besuchen.  Wer also noch Bedarf hat, hat beim nächsten mal erneut die Chance mit OH0ERF zu funken.

 

Fazit:

Trotz Holidaystyle und ohne 24h Schichtbetrieb wurden 5000 QSOs gemacht und dabei wurden 109 DXCC erreicht. Uns hat es Spaß gemacht und wir haben jede Menge dazugelernt.

Wir hatten viel zu viel Material dabei. Das werden wir zukünftig optimieren. Auf QO100 werden wir zukünftig verzichten. Telegram Chat wird es auch nicht mehr geben, da viel zu viel Zeit darauf verwendet wird, auf Kritik und Lob einzugehen. Größtenteils gab es zwar Lob und nette Grüße, aber auch hier und da wurde kritisiert, ob berechtigt oder nicht, lasse ich hier mal offen.
Allen kann man es eben nicht recht machen. Manchmal wurde halt neben „59 QRZ ?“  auch mal ein längeres Gespräch geführt.

 

Vielen Dank an unser Team und allen YLs/OMs, die mit uns Spaß hatten.

Wir freuen uns schon auf ein nächstes mal.